Flachmann räumt auf

Die neue Verkehrsverbindung zwischen München und Verona ist fertig, Eine zehnspurige Autobahn führt brettgerade durch das ehemalige Tirol und das Etschtal. Die Fahrzeit verkürzt sich so auf zwei Stunden. Die Anwohner erhalten Gutscheine für einen neuen Berggasthof im Wallis oder Bargeld. Die EU preist dieses Projekt als die gelungene Synthese aus Naherholungsgebiet Adria und Zonenranderschliessung für neue Arbeitsplätze im Veneto und in Oberbayern.

Seit das Inntal ausgefräst wurde, passen weitere 200.000 Wohnungen in das Stadtgebiet von Innsbruck. Und vor allem sind sie bequem und winterfest zu erreichen. Projektleiter Martin Gruber steht stolz vor dem neuen Stadtteil "Durchholzen" und verweist auf die grosszügige Anlagen des Viertels. Durch die Fräsung lassen sich auch mühelos Golfplätze fast bis an die Innenstadt heran anlegen. Endlich herrscht Platz im Tirol. Und selbst die Bauern auf den Hängen geben zu: man ist jetzt in fünf. Minuten am nächsten Supermarkt, wo man früher - wenn es das Wetter zuliess - vor allem im Winter fast stundenlang auf engen Serpentinen ins Tal schleichen musste.
Das Projekt der alpinen Ausfräsung, entstanden aus einem Sonderförderungsprogramm der EU hat sicher vor allem am Anfang nicht nur Freunde in den Regionen gefunden. Der Naturschutz und andere konservative Gruppierungen gaben schnell zu bedenken, dass es sich hier um einen wesentlichen Eingriff in die Landschaft handle. Aber, so die Befürworter, genau darum gehe es ja. Und zwar um einen Eingriff zum Wohl der ansässigen Bevölkerung und derer, die auf eine einfache Passage von Nord nach Süd angewiesen seien. Und schliesslich handle es sich ja bei den ausgesuchten Fräsungen um Gebiete, die wegem extrem hohem Verkehrsaufkommen und dichter Besiedelung beim besten Willen nicht mehr als naturbelassen gelten könnten. So sei eine funktionsgerechte Nivellierung doch nur mehr sinnvoll und angemessen.

)) Google Maps Perspektive, Fräsungen zeigen ((

Die ausgesteckten Bereiche rund um das Inntal und die nach Südtirol hieinfliessende Etsch erhielten einen Zonenbefräsungsplan, der schonend genau dort das Bergmaterial beseitigte, wo bisher umständliche Umbauungen, nach Europa benannte Brücken und komplizierte Betunnelungen notwendig schienen, nur um wenigstens eine zweispurige Autobahn nach Italien und Hangsiedelungen im stets beengten Innsbruck zu ermöglichen. Das Gebiet rund um den ehemaligen Brenner machte dabei den Anfang und konnte schon 2028 mit einer neu eröffneten Autobahn brillieren, die zehnspurig und mit einer um 90 Minuten reduzierten Reisezeit hochattraktiv für Durchreisende und vor allem den Güterverkehr wurde. Synergetische Verwendungen des Abtragungsmaterials in der Form eines Deichs vor Venedig und die Anhügelungen der Po Ebene zum Schutz vor Hochwassern hatten einen positiven ökologischen Effekt, der dem ganzen Projekt eine positive Note gaben.