Kasperl und das Bergschloss
Ein Kasperltheater für diverse Puppen und Sprecher, eine Sprecherin.
Stück wurde vertont
(1. Akt, 4. Bild)
König:....kommt ja gar nicht in Frage, Krokodil. Diese Autobahn muss noch viel länger werden. Wenn wir so gross werden wollen, dürfen Sie nicht klein denken. Denken Sie doch mal in historischen Dimensionen! In 1000 Jahren! So wird das nicht gemacht!
(Der König geht ab)
Krokodil: So kann's nicht weitergehen. Der König ist total überspannt vom Regieren.
Zauberer: Der macht einfach nicht mehr das, was wir wollen. Was der König will, schaffen wir nie.
Krokodil (echot): Das schaffen wir nie.
(Schweigen)
Zauberer: Ich denke, unser geliebter Regent braucht dringend Erholung. War der überhaupt schon mal in Urlaub?
Krokodil: Als Kind war er mal in den Bergen.
Zauberer: Krokodil, eine hervorragende Idee. Wir fahren in Urlaub. Lassen Sie uns die Koffer packen!
2. Akt, 1. Bild
Am Bahnhof einer bayerischen Kleinstadt in den Alpen.
König: Ach, ist das hübsch hier. Ist ja grossartig! Diese Landschaft. Diese Seen! Diese Berge! Krokodil, das war meine grossartige Idee. Aber... kein Empfangskomitee? Und dieser Bahnhof... irgendwie ist das nicht standesgemäss.
Krokodil: Das können wir grösser machen, Majestät. Das kriegen wir schon hin. Sehen Sie, da hinten liegt auch gleich Italien.
(Auftritt Kasperl)
Kasperl: Griass Gott! San sie der Herr Kini? Mei' Grossmutter hat g'sagt, ich soll eanane Koffer tragn.
König (zum Krokodil): Verstehen Sie diesen Mann? Was sagt dieser Untertan?
Krokodil (zischt Kasperl an): Reden Sie nicht lange und nehmen sie die Koffer, Mann! Sonst helf' ich Ihnen!
2. Akt, 2. Bild
In der Pension der Grossmutter.
Grossmutter: Ja, der Herr König! Ist mir eine Ehre! Ich kenn' sie ja aus dem Fernsehen. Aber in echt san' sie ja noch viel.... schöner. Vor den Bergen wirken sie ja noch viel... grösser und stärker.
König: Danke, gute Frau. Sehen Sie, Krokodil, das Volk versteht mich. Hier sieht man mich, wie ich bin.
(Kasperl kommt mit den Koffern)
Kasperl (keucht): Mei, san die Koffer schwer! Herr König, was habn's denn da drin?
König: Lauter grosse Pläne für mein Volk.
Kasperl: Aha... bei dem G'wicht können das keine G'scheiten sein.
Grossmutter: Kasperl, jetzt bringst Du die Koffer aufs Zimmer und dann zeigst unserer Majestät, wie schön wir's hier haben. Schaun's, Herr König, der Himmel weiss-blau.
Kasperl: Na, ich mog ned. I' wollt doch mit dem Seppl fischen gehen.
Grossmutter: Geh weida, dann nimmst ihn halt mit.
König: Ja, Kasperl, zeig mir einen See, der eines Königs würdig ist. Einen echten Königsee.
Kasperl (wendet sich ans Publikum): Naa, den See zeig ich dem ned. Sonst fischt der mir noch den See leer. (zum König) Ich weiss was besseres. Wir holen den Seppl ab und steigen auf den Berg.
2. Akt, 3. Bild
Abends, in der Pension. Kasperl und Seppl sitzen erschlagen von der Wanderung im Frühstücksraum der Pension.
Kasperl: Mei, tun mir die Füsse weh!
Seppl: Ich hab überall Blasen... ich ko nimma.
Kasperl: Ned auszuhalten! immer weiter, höher, grösser! Der hört ja nie auf! (Zum Krokodil) Ist der immer so anstrengend?
Krokodil: Der König regiert immer mit aller Kraft.
Seppl: Die hab I nimmer. Gott sei Dank bleibt bleibt der ned lang.
Krokodil: Der ist ja hier nur im Urlaub. Stellt Euch bloss mal vor, wie er daheim in der Hauptstadt ist. Jetzt stellts Euch nicht so an. Es wird schon nicht zu Euren Ungunsten sein.
(König und Grossmutter treten auf)
König: Geliebtes Volk, ich, der König, habe mich entschlossen, diese Gegend mit meiner dauerhaften Anwesenheit zu beglücken. Dadurch werde ich im Land noch beliebter. Wenn ich auf dem Berg stehe, können mich ja viel mehr meiner Untertanen sehen. Ich träume von einem Schloss auf dem Gipfel am Berg. Im Stile des Volkes. Von einem Teehaus auf dem höchsten Gipfel. Ganz bodenständig. Mit einem goldenen Aufzug. Zauberer, ich brauche einen majestätischen Bahnhof! Krokodil, lassen sie den See zuschütten! Dort machen wir einen Parkplatz.
Grossmutter: Des is a guade Idee, dann gibt's ganz viel Arbeit fürs Dorf.
Seppl: Und wo geh I dann hin zum Fischn?
König: Nun, Seppl, diese Angelegenheit können wir regeln. Krokodil: Dem Manne kann geholfen werden.
Kasperl (zu sich): Au weh. Jetzt haben wir den Salat. Wie kriegen wir den jetzt wieder los?
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